Die Schwäbische Alb ist nicht nur für ihre malerischen Landschaften und spektakulären Aussichten bekannt – unter ihrer Oberfläche verbirgt sich eine jahrtausendealte Tradition der Metallgewinnung und des Bergbaus. Von den ersten keltischen Schmieden bis zu den dampfbetriebenen Bergwerken der Industrialisierung erzählt diese Region eine faszinierende Geschichte menschlichen Erfindungsreichtums und technologischen Fortschritts.

Das Wichtigste in Kürze: Die Bergbautradition auf der Schwäbischen Alb reicht über 2.500 Jahre zurück. Bereits die Kelten gewannen hier Eisenerz und schufen die Grundlage für eine Tradition, die bis ins 20. Jahrhundert anhielt. Heute können Besucher diese Geschichte an authentischen Schauplätzen wie dem Heidengraben bei Grabenstetten oder dem Besucherbergwerk Tiefer Stollen in Aalen hautnah erleben.
Inhaltsverzeichnis
- Die Kelten: Pioniere der Eisengewinnung (800-50 v. Chr.)
- Die Römer: Systematisierung und Expansion (15 v. Chr. – 260 n. Chr.)
- Das Mittelalter: Klöster und Zunfte (500-1500 n. Chr.)
- Die frühe Neuzeit: Expansion und Innovation (1500-1800)
- Die Industrialisierung: Höhepunkt und Ende (1800-1924)
- Das Leben der Bergleute: Zwischen Tradition und Moderne
- Das Unterirdische Labyrinth: Spuren der Vergangenheit
- Das Erbe des Bergbaus: Bedeutung für die Region
- Praktische Tipps für Geschichtsinteressierte
- Fazit: Eine lebendige Geschichte unter der Schwäbischen Alb
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Die Kelten: Pioniere der Eisengewinnung (800-50 v. Chr.)
Die Geschichte des Bergbaus auf der Schwäbischen Alb beginnt nicht erst in der Industrialisierung, sondern hat ihre Wurzeln in der Eisenzeit. Bereits um 800 v. Chr. erkannten die Kelten das Potenzial der eisenreichen Böden der Schwäbischen Alb und entwickelten erste Techniken zur Erzgewinnung.
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Auf dem Kelten Erlebnispfad: ein typischer Grabhügel der Kelten – hier ruhen die Handwerker und Krieger, die einst die Grundlagen der Metallgewinnung legten.
Die keltische Oppida (befestigte Höhensiedlung) am Heidengraben bei Grabenstetten war eine der größten keltischen Siedlungen nördlich der Alpen. Mit einer Fläche von 1.668 Hektar bot sie Platz für bis zu 10.000 Menschen – eine beeindruckende Größe für die damalige Zeit. Hier entwickelten keltische Handwerker nicht nur Techniken zur Eisenverhüttung, sondern auch komplexe Handelsnetze, die ihre Produkte bis ans Mittelmeer brachten.
Eine der Stationen auf dem Kelten Erlebnispfad. Alle Stationen haben einen Audio-Guide, der Besuchern interessante Infos über die Keltensiedlung gibt.
Keltische Bergbautechniken
Die Kelten betrieben zunächst Tagebau und sammelten Raseneisenerz – eine oberflächennahe Erzart, die durch Verwitterung entsteht. In einfachen Rennöfen schmolzen sie das Erz bei Temperaturen von etwa 1.200°C. Diese Öfen, meist aus Lehm und Steinen gebaut, waren die Vorläufer der späteren Hochöfen.
Die keltischen Schmiede der Schwäbischen Alb erlangten große Berühmtheit für ihre Eisenverarbeitung. Sie stellten nicht nur Werkzeuge und Waffen her, sondern auch kunstvolle Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände. Die Qualität ihrer Arbeit war so hoch, dass keltische Eisenwaren weit über die Region hinaus geschätzt wurden.
An der ehemaligen Ringmauer sind heute die erhöhten „Grashügel“ noch zu erkennen – hier verlief einst die mächtige Befestigung der keltischen Stadt.
Die Römer: Systematisierung und Expansion (15 v. Chr. – 260 n. Chr.)
Mit der römischen Eroberung um 15 v. Chr. änderte sich die Bergbautradition auf der Schwäbischen Alb grundlegend. Die Römer brachten systematische Abbaumethoden und fortschrittliche Technologien mit, die den Bergbau revolutionierten.
Der Limes, die römische Grenzanlage, verlief mitten durch die Schwäbische Alb und brachte nicht nur Soldaten, sondern auch Ingenieure und Bergbauexperten in die Region. Sie erkannten schnell das Potenzial der Eisenerzvorkommen und begannen mit einem systematischen Abbau.
Im Heidengrabenzentrum: So sahen keltische Siedlungen auf der Schwäbischen Alb aus – die Grundlage für die spätere Bergbautradition.
Römische Innovationen
Die Römer führten mehrere entscheidende Neuerungen ein:
- Systematische Prospektion: Römische Ingenieure kartierten erstmals systematisch die Erzvorkommen
- Verbesserte Verhüttungstechniken: Höhere Temperaturen und effizientere Öfen
- Wasserkraft: Erste Nutzung von Wasserkraft für Blasebälge und Hammerwerke
- Infrastruktur: Bau von Straßen für den Erztransport
Die römischen Villa rustica in der Region waren oft mit kleinen Schmieden ausgestattet, die lokales Eisenerz verarbeiteten. Diese dezentrale Struktur ermöglichte eine effiziente Versorgung der römischen Truppen am Limes mit Waffen und Werkzeugen.
Das Mittelalter: Klöster und Zunfte (500-1500 n. Chr.)
Nach dem Rückzug der Römer ging das Wissen um fortschrittliche Bergbautechniken zunächst verloren. Erst im Hochmittelalter erlebte der Bergbau auf der Schwäbischen Alb eine Renaissance – diesmal unter der Führung der Klöster.

Die Rolle der Klöster
Klöster wie Königsbronn wurden zu Zentren der Metallverarbeitung. Die Mönche bewahrten nicht nur antikes Wissen, sondern entwickelten es weiter. Sie gründeten die ersten organisierten Bergbaubetriebe und legten den Grundstein für die spätere industrielle Entwicklung.
Das Zisterzienserkloster Königsbronn erhielt 1365 von Kaiser Karl IV. das Privileg, „nach Eisen zu graben und zu verhütten“. Dieses Datum markiert den Beginn des dokumentierten gewerblichen Bergbaus in der Region Aalen.
Wandern auf der Schwäbischen Alb
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Technologische Fortschritte
Im Mittelalter wurden entscheidende Verbesserungen entwickelt:
- Wasserkraft: Systematische Nutzung von Bächen und Flüssen
- Hochöfen: Höhere und effizientere Öfen mit besserer Ausbeute
- Bergrecht: Erste rechtliche Regelungen für Bergbaubetriebe
- Zunftorganisation: Handwerkervereinigungen standardisierten Techniken
Der Aussichtsturm Heidengraben ist eine neue Attraktion auf der Schwäbischen Alb – von hier überblickt man das Gebiet, wo vor über 2.000 Jahren die Geschichte der Metallgewinnung begann.
Die frühe Neuzeit: Expansion und Innovation (1500-1800)
Die Renaissance und die frühe Neuzeit brachten einen enormen Aufschwung für den Bergbau auf der Schwäbischen Alb. Neue Technologien, verbesserte Handelswege und steigender Bedarf an Metallen führten zu einer Blütezeit des Bergwesens.
Der Aufschwung in Aalen
Besonders die Region um Aalen entwickelte sich zu einem Zentrum der Eisengewinnung. Die reichen Vorkommen am Braunenberg wurden systematisch erschlossen. Erste tiefere Schächte entstanden, und die Bergleute entwickelten ausgeklügelte Belüftungs- und Entwässerungssysteme.
Der 1818 eröffnete „Wilhelmsstollen“ (heute Tiefer Stollen) war ursprünglich als Bewetterungsstollen konzipiert – ein Zeichen für die zunehmende Professionalisierung des Bergbaus. Die Bergleute mussten immer tiefer graben, um an das wertvolle Eisenerz zu gelangen.
Erzhäusle – das ehemalige Unterkunftshaus der Bergleute. Heute Startpunkt für Führungen, früher Unterkunft für die Bergarbeiter der frühen Neuzeit.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Der Bergbau prägte nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gesellschaft:
- Bergmannssiedlungen: Entstehung spezieller Wohngebiete für Bergleute
- Bergmannskultur: Entwicklung eigener Traditionen, Bräuche und Sprache
- Soziale Strukturen: Entstehung einer Bergarbeiterschaft mit eigenen Rechten
Die Industrialisierung: Höhepunkt und Ende (1800-1924)
Mit der Industrialisierung erreichte der Bergbau auf der Schwäbischen Alb sowohl seinen Höhepunkt als auch paradoxerweise den Beginn seines Endes. Die industrielle Revolution brachte zwar modernste Technologien, machte aber gleichzeitig den lokalen Bergbau unwirtschaftlich.
Der Höhepunkt um 1860
Um 1860 erreichte die Erzförderung am Braunenberg bei Aalen ihren absoluten Höhepunkt. Modernste Dampfmaschinen trieben Förderanlagen und Belüftungssysteme an. Die Grubenbahn transportierte das Erz effizient zu den Verhüttungsanlagen.
Mit der Grubenbahn ins Bergwerk – in Schutzkleidung geht’s stilecht mit der Bahn tief hinein in den Stollen. Diese Technik revolutionierte den Transport unter Tage.
Technologische Innovationen
Die Industrialisierung brachte revolutionäre Neuerungen:
- Dampfkraft: Kraftvolle Maschinen für Förderung und Belüftung
- Eisenbahn: Effiziente Transportwege für Erz und Kohle
- Stahlproduktion: Moderne Hochöfen mit höherer Ausbeute
- Sicherheitstechnik: Verbesserte Grubenlampen und Belüftung
Fahrt durch den beleuchteten Hauptstollen – auf den Schienen der alten Grubenbahn geht es durch diesen beeindruckenden Haupttunnel.
Das Paradox des Fortschritts
Ironischerweise führte genau diese Modernisierung zum Ende des lokalen Bergbaus. Mit dem Anschluss Wasseralfingens an die Eisenbahn 1861 wurde es plötzlich günstiger, Erz aus anderen Regionen zu importieren, als es vor Ort abzubauen.
Die weltweite Vernetzung durch Eisenbahn und Dampfschifffahrt machte große, effizientere Bergwerke in anderen Regionen zu übermächtiger Konkurrenz. 1924 wurde die Erzförderung im Tiefen Stollen endgültig eingestellt.
Das Leben der Bergleute: Zwischen Tradition und Moderne
Das Leben der Bergleute war geprägt von harter Arbeit, aber auch von starkem Zusammenhalt und eigenen Traditionen. Die Bergmannskultur entwickelte eigene Rituale, Sprache und Bräuche, die teilweise bis heute erhalten sind.
Hl. Barbara – Schutzpatronin der Bergleute – Diese kleine Statue der heiligen Barbara steht symbolisch für Schutz und Hoffnung in der gefährlichen Arbeit unter Tage.
Bergmannstradition und Glaube
Die heilige Barbara wurde zur Schutzheiligen der Bergleute und symbolisiert bis heute den tiefen Glauben und die Hoffnung der Bergarbeiter. Noch heute wird im Besucherbergwerk die traditionelle Barbarafeier begangen, die an die jahrhundertealte Bergbautradition erinnert.
Abbaustelle im Erzgang – Hier sieht man deutlich die Spuren des Erzabbaus – mit Schienen, Werkzeugresten und offenem Gestein, das bis heute den Charakter der Mine prägt.
Das Unterirdische Labyrinth: Spuren der Vergangenheit
Heute können Besucher durch die alten Stollen wandern und die Spuren von über 2.000 Jahren Bergbaugeschichte entdecken. Von den einfachen keltischen Abbaustellen bis zu den hochmodernen industriellen Anlagen der Neuzeit – jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen.
Stollenlabyrinth unter Tage – Enge, feuchte Gänge und rostige Strukturen lassen erahnen, wie mühsam und gefährlich die Arbeit im Berg einst war.
Moderne Nutzung historischer Stätten
Das Besucherbergwerk Tiefer Stollen verbindet heute Geschichte mit modernen Anwendungen. Als staatlich anerkannter Heilstollen wird es für Therapien genutzt, während Führungen die reiche Geschichte lebendig werden lassen.
Multivisionsschau im Felsendom – Diese eindrucksvoll beleuchtete Halle im Inneren des Bergwerks wird für Vorführungen und Veranstaltungen genutzt – ein Highlight tief unter Tage.
Übernachten auf der Schwäbischen Alb
Unterkünfte
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Das Erbe des Bergbaus: Bedeutung für die Region
Der Bergbau auf der Schwäbischen Alb war mehr als nur Rohstoffgewinnung – er war die Grundlage für die industrielle Entwicklung einer ganzen Region. Die jahrhundertelange Tradition der Metallverarbeitung legte den Grundstein für die heutige Ingenieurskunst Baden-Württembergs.
Ohne das Aalener Eisen gäbe es heute nicht die vielen Weltmarktführer im Maschinen- und Automobilbau in der Region. Unternehmen wie Bosch, ZF und Daimler haben ihre Wurzeln in der schwäbischen Ingenieurskunst, die sich durch die jahrhundertelange Bergbautradition entwickelt hat.
Eingang zum Besucherbergwerk Tiefer Stollen – Durch dieses historische Portal betreten Besucher heute eine Welt, die über 2.000 Jahre Bergbaugeschichte erzählt.
Praktische Tipps für Geschichtsinteressierte
Heidengraben-Erlebnispfad: Der keltische Erlebnispfad ist ganzjährig frei zugänglich und bietet einen perfekten Einstieg in die frühe Bergbaugeschichte. Die Audio-Guides an den Stationen vermitteln fundiertes Wissen über die keltische Zeit.
Besucherbergwerk Tiefer Stollen (mein Blogartikel dazu): Führungen von März bis November, online buchbar. Die „Große Führung“ (105 Minuten) ist besonders für geschichtsinteressierte Besucher empfehlenswert.
Kombination beider Ziele: Eine perfekte historische Zeitreise ergibt sich durch die Kombination beider Ausflugsziele. Beginnen Sie mit dem Heidengraben (keltische Zeit) und besuchen Sie anschließend das Besucherbergwerk (Industriezeit).
Fazit: Eine lebendige Geschichte unter der Schwäbischen Alb
Die Bergbautradition auf der Schwäbischen Alb ist eine faszinierende Reise durch über 2.500 Jahre menschlicher Innovation und Ausdauer. Von den ersten keltischen Schmieden bis zu den dampfbetriebenen Bergwerken der Industrialisierung erzählt diese Region eine einzigartige Geschichte des technologischen Fortschritts.
Heute können Besucher diese Geschichte an authentischen Schauplätzen erleben und verstehen, wie aus den einfachen Anfängen der Kelten eine Tradition entstand, die die gesamte industrielle Entwicklung Baden-Württembergs prägte. Das Besucherbergwerk Tiefer Stollen und der Heidengraben sind mehr als nur touristische Attraktionen – sie sind lebendige Zeugen einer jahrtausendealten Tradition, die bis heute nachwirkt.
Pack deine warme Jacke ein für das Bergwerk, plane einen Spaziergang über den Heidengraben, und tauche ein in eine Geschichte, die unter der Oberfläche der Schwäbischen Alb geschrieben wurde. Glück auf!